AMAD

„Archivum Medii Aevi Digitale - Interdisziplinäres Open-Access-Fachrepositorium und Wissenschaftsblog für Mittelalterforschung‟
 Zur Einreichung
AMAD BETA logo
Datum: 2004
Titel: Die Verbreitung von Leprosorien und Kriterien zu ihrer Klassifizierung unter räumlichen Aspekten - Das Beispiel der Rheinlande
Autor*in: Uhrmacher, Martin
Beschreibung: Der Beitrag stellt die Geschichte der Leprosorien in den Rheinlanden vom 12. bis zum 18. Jahrhundert vor. Im ersten Teil der Untersuchung wird die Entstehung von Leprosorien, ihre zunehmende räumliche Verbreitung und schließlich das Ende der Einrichtungen untersucht. Insgesamt konnten im Untersuchungsraum 181 Lepro¬sorien nachgewiesen werden. Die ältesten Belege stammen aus dem späten 12. und dem frühen 13. Jahrhundert: Köln (1180), Malmedy (1188) und Aachen (1230). Zur zeitlichen Differenzierung wurden drei Zeitstufen definiert: In der ersten Zeitstufe bis 1350 lassen sich 18 Leprosorien nachweisen, zwischen 1351 und 1550 sind 60 Einrichtungen erstmals erwähnt und nach 1551 konnten weitere 69 Leprosorien dokumentiert werden. Hinzu kommen noch 34 nicht datierte Einrichtungen. Die kartographische Umsetzung (siehe Karte 1) zeigt eine starke Verbreitung von Leprosorien in den klimatisch und verkehrsgeographisch begünstigten Regionen nördlich der Mittelgebirge und entlang der Flußtäler, in den Höhenlagen finden sich dagegen fast keine Leprosenhäuser. Im zweiten Teil des Aufsatzes werden typische Kriterien definiert, die die wichtigsten Merkmale eines voll ausgebildeten rheinischen Leprosoriums umfassen; an diesem Vergleichsmaßstab können dann die in Größe und Ausstattung stark variierenden Leprosorien gemessen werden. Hierzu zählen zunächst die charakteristischen Standortfaktoren: Die Lage außerhalb der Siedlungen und an wichtigen Straßen, die Nähe zu einem Wasserlauf, die Umfriedung des Leprosoriums, die Existenz einer Kapelle und eines Friedhofs, getrennte Wohnstätten für die Leprosen und ihre Bediensteten und die Nähe zu einer Hochgerichtsstätte. Darüber hinaus lassen sich weitere Kriterien bestimmen, die hinsichtlich der Organisationsformen Aufschluß über die Größe und Bedeutung eines Leprosoriums geben: Die Durchführung der Lepraschau, die Existenz schriftlich fixierter Statuten, die Funktion als Sitz einer überregionalen Leprosenbruderschaft, das Vorhandensein von Provisoren und speziellen Bediensteten und schließlich die Besitz eines Siegels. Die Untersuchung aller rheinischen Leprosorien zeigt, daß Umfang und Ausstattung eines Leprosoriums direkt von der Größe und Bedeutung der zugehörigen Stadt abhängig waren. Das beste Beispiel hierfür ist das Leprosorium Melaten bei Köln, der mit Abstand größten Stadt des Untersuchungsraumes. Die herausgehobene Bedeutung von Köln-Melaten gegenüber allen anderen rheinischen Leprosorien zeigt sich besonders an dem großen Einzugsbereich der hier praktizierten Lepraschau (vgl. Karte 2). Die Folgen des Rückgangs der Lepraerkrankungen lassen sich im Untersuchungsraum ab dem Ende des 16. Jahrhunderts deutlich nachweisen. Es kam zunächst zur Unterbelegung und später zum Verfall, zur Auflösung oder zur Zweckentfremdung der Leprosorien. Die Einkünfte, Renten und Stiftungen der Einrichtungen fielen dann meist anderen sozialen Einrichtungen zu.
URI: https://www.amad.org/jspui/handle/123456789/64524
Quelle: http://orbilu.uni.lu/handle/10993/388
AMAD ID: 521155
Enthalten in den Sammlungen:BASE (Bielefeld Academic Search Engine)
General history of Europe


Dateien zu dieser Ressource:
Es gibt keine Dateien zu dieser Ressource.


Alle Ressourcen in diesem Repository sind urheberrechtlich geschützt, soweit nicht anderweitig angezeigt.