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Datum: 2002
Titel: Die ungefaßten Altarwerke des ausgehenden Mittelalters und der Dürerzeit ; The unpolychromed altarpieces of the late middle ages and the Dürerzeit
Mitwirkende: Arndt, Karl Prof. Dr.
Autor*in: Habenicht, Georg
Beschreibung: Mit den ungefaßten Altarretabeln nimmt diese Dissertation eine an Zahl überschaubare, künstlerisch höchst prominente Reihe von Schnitzaltären aus dem letzten Drittel des. 15. bzw. ersten Drittel des 16. Jahrhunderts in den Blick, die keine Polychromierung durch Faß- und Tafelmalerei erhalten haben, sondern vielmehr holzsichtig belassen worden sind. Vor dem Hintergrund, daß in dieser Periode eine Fassung und reiche Vergoldung der Schnitzaltäre eigentlich obligat war, hat die Forschung in den zurückliegenden Jahrzehnten nach den Gründen für diesen bemerkenswerten Verzicht gefragt. Wie die zahlreichen, zum Teil einander widersprechenden Interpretationen zeigen, ist diese Frage nach wie vor offen. Auf der Basis der überkommenen Denkmäler und unter Hinzuziehung eines umfassenden Quellenmaterials gelangt die Untersuchung zu folgendem Resultat: Die ungefaßten Altarretabel sind - zugespitzt formuliert - Investitionsruinen. An ihnen unterblieb eine Fassung, weil im Zuge der Reformation als Folge von Luthers Rechtfertigungslehre der Stiftermarkt, die Voraussetzung für ihre Vollendung, rasch und nachhaltig zusammenbrach. Bei der Fassung fielen schon aufgrund der verwendeten Materialien extrem hohe Kosten an, die jene für das Schnitzwerk durchweg erheblich und bisweilen um ein Mehrfaches überschritten. Darum mußte den Stiftern zumeist daran gelegen sein, ihre Altarretabel zunächst holzsichtig im Kirchenraum aufzustellen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die erforderlichen Geldmittel angesammelt waren, in einem zweiten Schritt polychromieren zu lassen. Die wirtschaftlichen Zwänge hatten zur Folge, dass zwischen den beiden Investitionsschritten unterschiedliche, unter Umständen erhebliche zeitliche Intervalle auftreten konnten, die dann reformationsbedingt bei den ungefaßten Altarretabeln lediglich verstetigt wurden. Es ist allerdings denkbar, dass durch die mitunter langen Fristen bis zur Polychromierung auch ein Prozeß in Gang gebracht wurde, an dessen Ende sehr wohl das holzsichtig intendierte Altarwerk stand; denn je länger das Provisorium im Kirchenraum anhielt, desto nachhaltiger konnte der anfängliche Polychromierungswille auf seiten der Stifter erlahmen und schließlich ganz entfallen. Eine besonders durchmodellierte, ja zum Teil ziselierte Schnitzoberfläche sowie der Umstand, dass die ungefaßten Altarwerke - da sie gewandelt wurden - liturgisch voll funktionsfähig waren, haben sicher dazu beigetragen, eine solche Entwicklung zu begünstigen.
URI: https://www.amad.org/jspui/handle/123456789/64508
Quelle: http://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0006-B385-4
urn:nbn:de:gbv:7-webdoc-1162-8
AMAD ID: 541579
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