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Datum: 2016
Titel: Die Taldorfer Orte im Mittelalter
Autor*in: Waldschütz, Johannes
Beschreibung: Der Beitrag betrachtet die Geschichte der zur Stadt Ravensburg gehörigen Ortschaft Taldorf vom frühen Mittelalter bis in die Zeit um 1300. Am Beginn steht eine Beschäftigung mit der ersten die Taldorfer Orte betreffenden Urkunde, die über eine Schenkung des Priesters Engilbert an das Kloster Reichenau im Jahr 816 berichtet. Davon ausgehend werden in einem zweiten Teil die verschiedenen Herrschaftsträger auf Taldorfer Gemarkung (Klöster, Adlige) in ihrer Beziehung zu den Orten und dort lebenden Menschen betrachtet. Ein abschließender dritter Teil geht auf die kirchlichen Verhältnisse ein. An der Entwicklung von Taldorf im Mittelalter lassen sich beispielhaft Grundzüge der oberschwäbischen Geschichte aufzeigen, mit der die Entwicklung der zu Taldorf gehörenden Orte seit 816 untrennbar verbunden war. Es herrschte eine Vielzahl von unterschiedlichen Besitzern und Rechteinhabern vor, die teilweise eng miteinander verbunden waren. Zwar waren einige Herrschaftsträger wichtiger als andere (darunter die Klöster Weißenau und Salem sowie einige Familien der Ministerialität), letztlich aber ist die Vielfalt der Besitz- und Herrschaftsverhältnisse das einzige einende Band der Taldorfer Geschichte im Mittelalter. Es gab im Mittelalter keinen Verbund mehrerer Orte im Sinne des heutigen Taldorf, nicht einmal die einzelnen Orte und die dortigen Rechte waren in einer Hand: Flächendeckende Ortsherrschaften wurden erst im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit geschaffen. Besitz und Herrschaftsrechte hatten alte, seit dem Frühmittelalter bestehende Klöster (Reichenau/ Einsiedeln/ Lindau) und solche, die im 11. (Weingarten/ Isny) und 12. Jahrhundert (Weißenau/ Salem/ Kreuzlingen) neu gegründet wurden. Erhalten hatten die Klöster den Besitz aus Schenkungen von Adligen, Ministerialen und Freien, selten auch von Klerikern wie dem 816 genannten Priester Engilbert. Im Gegenzug wussten sich diese des Gebets der Mönche versichert. Die Sorge um das Heil der Seele im Jenseits beeinflusste somit die konkreten Besitzverhältnisse vor Ort. Allerdings entstanden durch diese Schenkungen auch Beziehungsnetze zwischen Klöstern und Adligen. Neben ortsadligen Familien (Adelsreute, Bavendorf, Sederlitz) erscheinen Ministerialenfamilien (Schenken von Schmalegg/ Truchsessen von Waldburg/ erneut Bavendorf aber auch regionale Adelsfamilien (Grafen von Werdenberg) auf dem Gebiet des heutigen Taldorf begütert. Viele von diesen Familien waren eng mit den Welfen und nach deren Aussterben mit den Staufern und dem Reich verbunden. Zugleich ist die Abgrenzung fließend: Eine ortsadlige Familie wie die Herren von Bavendorf konnte in die Ministerialität und damit in die Unfreiheit eintreten, eine Ministerialenfamilie wie die Truchsessen von Waldburg bis Ende des Mittelalters in den Adel aufsteigen. Dieses Zusammenspiel von Adligen und Klöstern das gelegentlich auch zu Konflikten führte, die einen Einblick in die Lebensverhältnisse der Bevölkerung geben, ist typisch für das frühe und hohe Mittelalter. Wenn im späteren Mittelalter noch die Stadt Ravensburg, deren Spital und städtische Familien als Herrschaftsträger in Taldorf dazukamen, so spiegelt die Gemarkung Taldorf fast beispielhaft die Entwicklungen in vielen Teilen Oberschwabens wider.
URI: https://www.amad.org/jspui/handle/123456789/64453
Quelle: https://www.freidok.uni-freiburg.de/dnb/download/12337
https://freidok.uni-freiburg.de/data/12337
https://doi.org/10.6094/UNIFR/12337
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:25-freidok-123379
AMAD ID: 520907
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